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Entwöhnt von der Schule

Folgen des Lockdowns: Jüngere Schüler:innen verlieren den Zugang zur Schule

Seit mehr als einem Jahr arbeiten die Kolleg:innen unserer Schulstation „Regenbogen“ an der Grundschule am Buschgraben trotz aller Corona-Beschränkungen weiter. Wie an allen Grundschulen in Berlin fanden während des Lockdowns schulisch angeleitetes Lernen zu Hause und eine Notbetreuung für Kinder von Eltern, die in systemrelevanten Berufen tätig sind, in der Schule statt.

Nun, nach mehr als zwölf Monaten werden die Folgen der Schulabstinenz und des fehlenden Präsenzunterrichts sehr deutlich. Intensiver Medienkonsum und unzureichende Bewegung der letzten Monate hinterlassen Spuren. Regeln und Routinen, die schon mal eingeübt waren und geklappt hatten, sind teilweise vergessen. Die Älteren mussten im Homeschooling viel Stoff alleine bewältigen. Bei ihnen macht sich zunehmend Verunsicherung breit, wie es für sie weitergehen wird, wenn sie Ende dieses Schuljahres die Grundschule in Richtung der weiterführenden Schulen verlassen werden.

Seit Mitte März findet nun wieder Wechselunterricht mit geteilten Klassen bis 13.30 Uhr statt. Für die Lehrer:innen der Schule und die Sozialpädagog:innen unserer Schulstation bedeutet dies oft doppelte Arbeit sowie intensive, tägliche Abstimmung und gegenseitige Unterstützung im Schulalltag. Wertvolle Inputs wie die Ausbildung der Konfliktlotsen oder die Lerneinheiten zum Sozialen Lernen sind nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich. Neue didaktische Vermittlungswege mussten – angepasst an die aktuelle Lage – gefunden werden. Für die Klassenstufe 2 kann wenigstens das für das Miteinander wichtige Soziale Lernen wieder stattfinden. Individuelle Fördermaßnahmen können nur in geringem Umfang angeboten werden, zum Teil auch, weil die Jugendämter nur noch schleppend Anträge abarbeiten. Alles dauert einfach länger.

Bei Elterngesprächen erfahren die Schulstationsmitarbeiter:innen von Erziehungsproblemen durch wenig Abwechslung und fehlenden Alltagsrhythmus an eintönigen Lockdowntagen. Manche der Kinder schafften es noch nicht einmal, wieder in die Schule zu gehen. Sie blieben zunächst einfach zuhause im Schlafanzug vor dem Fernseher. In solchen Fällen brauchte es viel Engagement von den Kolleg:innen der Schulstation: telefonisches Nachfragen oder sogar ein persönliches Abholen der Kinder von zuhause.

„Wir geben hier alle unser Bestes, und es läuft ganz gut. Wir reden täglich mit Eltern und Lehrer:innen, um gemeinsam Lösungen zu finden und das Beste aus der Situation zu machen. Vielleicht gelingt es uns sogar, unser Schüler:innenparlament und eine Theateraufführung unter Pandemiebedingungen zu realisieren. Die Kreativität der Kinder soll durch Corona nicht auf der Strecke bleiben…“, wünscht sich Ulf Spinar, Mitarbeiter der Schulstation „Regenbogen“.