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Viel Aufmerksamkeit für Autismus

Grafik "Autismus er-leben"

Nicht mehr unsichtbar: Autismus ist Thema in der Gesellschaft

Am 2. April jährt sich jedes Jahr der internationale Weltautismustag, der 2008 eingeführt wurde. Das Motto in diesem Jahr lautete: „Building an inclusive society for autistic people – Aufbau einer inklusiven Gesellschaft für Autistinnen und Autisten“. Dieser Tag wird von vielen Vereinen, Verbänden, Unternehmen und sogar Landesregierungen als Anlass genommen, um sich für mehr Aufmerksamkeit und „Inklusion“ von Menschen im Autismus-Spektrum auszusprechen. Die Statements zeigen, dass das Thema „Autismus“ in der Gesellschaft angekommen ist und gleichzeitig in den Medien immer sichtbarer wird.

Inklusion

Jedoch wird eine sogenannte „Autismus-Spektrum-Störung“ oft mit einer Behinderung gleichgesetzt wie z.B. von der Bayerischen Landesregierung. Als erstes Bundesland entwickelt nun Bayern unter Beteiligung der Hochschule München eine „Autismusstrategie – Menschen mit Behinderung“ zur Verbesserung der Lebensqualität Betroffener und ihrer Angehörigen. Ein im Prinzip löblicher Ansatz, der jedoch den Blick auf die Ressourcen von Menschen im Spektrum vermissen lässt. Es bleibt abzuwarten, welches die konkreten Handlungsansätze und Empfehlungen dieser Strategie sein werden.

Autismus in den Sozialen Medien

Auch in den Sozialen Medien ist das Thema Autismus präsent: Auf Instagram z.B. finden sich 130.000 Beiträge zum #autismus, 4,7 Mio. Beiträge zu #autismawareness, knapp 28.000 Beiträge zu #autismusspektrumstörung. Auf Facebook sind es zu #autismawareness sogar 5,2 Mio. Beiträge!

In vielen Posts wird informiert und mit Vorurteilen aufgeräumt. Menschen aus dem Autismus-Spektrum nutzen die Möglichkeit darzustellen, was Autismus im Alltag für sie bedeutet. Spezialisten für Neurodiversität treten für eine andere, ressourcenorientierte Sichtweise ein. Bekannte Persönlichkeiten outen sich und gehen offen mit ihrer Neurodiversität um: Greta Thunberg, Elon Musk, Bill Gates, Oscar-Preisträger Sir Anthony Hopkins… Eine Frage drängt sich auf: Handelt es sich hier um echte Betroffenheit oder ist dies wiedermal ein Trend, der Publicity verspricht?

Autismus im Film

Unterdessen wurden auch einige Filme über Menschen im Autismus-Spektrum gedreht. Neben großen Produktionen wie „Wochenendrebellen“ nach dem Buch „Wir Wochenendrebellen“ von Mirco von Juterczenka und „Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann“ (Originaltitel: „The reason i jump“ nach einem Buch von Naoki Higshida) gibt es auch kleinere, weniger bekannte TV-Serien wie „The A Word“ (Disney+), „Atypical“ und „Liebe im Spektrum“ (beide bei netflix), „As We See It: Ungewöhnlich normal“ (Prime Video). Aktuell auch „Lost in Fuseta“ (ARD-Mediathek) – ein Portugal-Krimi mit einem Kommissar im Autismus-Spektrum. Sehr bemerkenswert ist auch das Filmprojekt von Louis Bennies, der in seinem selbstgedrehten und -produzierten Film seine eigenen Erfahrungen als Jugendlicher im Spektrum verarbeitet. Wie auch immer Buch und Dramaturgie im Einzelnen angelegt sind, in allen wird deutlich, wie vielfältig eine sog. „Autismus-Spektrum-Störung“ sein kann und wie sie den Alltag und das soziale Miteinander auf sehr differenzierte Weise bei jedem Einzelnen bestimmt.

Eine Zukunftsvision

Keine Frage: Autismus und Neurodiversität sind in der Gesellschaft angekommen und finden zunehmend Beachtung, auch bei sozialpolitischen Fragestellungen. Wir sind in den letzten Jahren ein gutes Stück vorangekommen, die Gesellschaft ist sensibilisiert. Die Wirtschaft beginnt sich für Mitarbeitende aus dem Spektrum zu öffnen. Es gibt erste Jobangebote, die auf Menschen aus dem Autismus-Spektrum zugeschnitten sind. Man profitiert voneinander, erkennt ihre speziellen Ressourcen und Fähigkeiten. Gleichzeitig gehen die Entwicklungen immer noch sehr langsam voran, sind von einzelnen Vorreitern geprägt. Dies macht deutlich, dass Autismus und Neurodiversität noch nicht allgemein akzeptiert und selbstverständlich sind. Als Mitarbeitende, Kolleg:innen, Schüler:innen, Bekannte, selbst als Familienmitglieder bleiben sie „besonders“.

Mehr Akzeptanz und Adaption

Akzeptanz und Anpassung sollte es deshalb auf allen Seiten geben. Mehr Selbstverständnis könnte darin bestehen, dass neurobiologisch bedingte Vielfalt/Individualität eine Gesellschaft ausmacht und dass Rahmenbedingungen an wahrnehmungsbezogene Bedürfnisse aller angepasst werden. Nicht nur neurodiverse Menschen sollten daran arbeiten müssen, sich anzupassen. Neurodiverse Personen kennzeichnet vor allem eines: ein intensiveres Erleben. Dies bedeutet einerseits Stress, andererseits aber auch völlig neue Blickwinkel und Perspektiven. Was wäre, wenn diese Perspektiven in der Gesellschaft als Bereicherung wahr- und angenommen werden?!

Duale Autismus- und Familientherapie und Elterntreff bei Zephir gGmbH

Zephir gGmbH bietet für Kinder im Autismus-Spektrum und ihre Eltern/Angehörigen eine „Duale Autismus- und Familientherapie“. Alle sechs bis acht Wochen veranstalten wir außerdem einen „Elterntreff“, bei dem sich Eltern/Angehörige von Kindern im Autismus-Spektrum untereinander austauschen und gegenseitig unterstützen können. Sprechen Sie uns bei Interesse gerne an.

Ansprechpartnerin:
Miriam Vogt (Bereichsleitung), Tel.: 0159 – 06 14 52 81 oder vogt@zephir-ggmbh.de